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Das richtige Management von Pferdeweiden
Im Frühjahr beginnt die Zeit des Anweidens und jeder Pferdebesitzer wünscht sich, sein Pferd auf eine satte Weide stellen zu können.
Das richtige Management von Pferdeweiden
Im Frühjahr beginnt die Zeit des Anweidens und jeder Pferdebesitzer wünscht sich, sein Pferd auf eine satte Weide stellen zu können. Einfach gesagt, aber nicht so einfach getan. Hinter einer intakten und für das Pferd wertvollen Weide stecken viel Arbeit und Zeit. So sind zeitlich abgestimmte Pflegemaßnahmen aber auch das Wissen, über die Funktion des Bodens und was darauf wächst, essentiell für ein erfolgreiches Weidenmanagement.
Der Boden
Zunächst sollte man wissen zu wissen, was im Boden zu finden ist und wie dieser funktioniert. Je nach Standort des Bodens können seine Eigenschaften sehr unterschiedlich sein. Grundsätzlich findet man im Boden organische (lebende Organismen wie Bakterien, Pilze, Würmer oder Pflanzenwurzeln und abgestorbenes Pflanzenmaterial) sowie anorganische (Minerale und Salze) Bestandteile. Vor allem die sogenannte Bodenart, auch Körnung genannt, bestimmt wichtige Bodeneigenschaften, wie zum Beispiel Wasser- und Nährstoffspeicherkapazität und Bewirtschaftbarkeit.
Deshalb können sich Weideflächen je nach Standort stark voneinander unterscheiden.
Gräser, Leguminosen und Kräuter
Ebenso ist es wichtig zu wissen, was auf der Weide wächst beziehungsweise was darauf wachsen sollte. Diese Informationen bestimmen später die Art und Zusammensetzung der Düngung. Grundsätzlich findet man auf Pferdeweiden im Idealfall Gräser (Ober- und Untergräser), Kräuter und Leguminosen. Bekannte Gräser, die auf unseren Weiden wachsen: Deutsches Weidelgras, Knaulgras, Wiesenrispensgras, Wiesenschwingel und Wiesenfuchsschwanz. Leguminosen (kleeartige Pflanzen) sind Stickstoffsammler, die eiweiß- und energiereich sind. Im Gegensatz zu den Gräsern, deren Energiestoff Fruktane sind, nutzen die Leguminosen Stärke zur Energiesynthese. Weiß- und Rotklee sind zählen zu den bekanntesten Leguminosen. Als Kräuter werden alle Pflanzen bezeichnet, die nicht den Gräsern oder Leguminosen zugeordnet werden können. Sie haben einen geringen Rohfaseranteil und können therapeutische Wirkungen, teilweise aber auch in der falschen Dosis toxische Wirkungen haben. Neben wertvollen Pflanzen kommt es natürlich auch vor, dass auf der Weide unerwünschtes Unkraut oder sogar Giftpflanzen wachsen. Diese lassen sich aber durch die richtige Pflege sehr gut eindämmen.
Welche Saatgutmischung zu wählen ist hängt von den Bodenbegebenheiten und der Region ab.
Schritt für Schrittanleitung für die perfekte Weide
Die Weidepflege beginnt schon im Herbst zum Ende der Weidesaison oder im Frühjahr mit der ersten Bodenprobe zur Feststellung der Nährstoffverhältnisse, die zwischen Januar und März entnommen werden sollte. Steht das Ergebnis der Bodenuntersuchung fest, zeigt sich, ob und wie die Weide gedüngt werden muss. Ein Düngen ohne vorherige Bodenprobe ist nicht zu empfehlen, da alle Nährstoffe in einem bestimmten Verhältnis zu einander vorhanden sein müssen. Gleichzeitig zur Probenentnahmen empfiehlt es sich auch gleich die Zäune auf Löcher, lose Litzen oder auch querstehende Zaunpfähle zu untersuchen. Das dient nicht nur dem Schutz vor dem Ausbrechen der Pferde, sondern verhindert auch Verletzung durch Zaungegenstände. Ab März bis Anfang April kann mit dem Abschleppen, Striegeln und Walzen begonnen werden. Abgeschleppt wird, um Bodenunebenheiten, wie zum Beispiel Trittlöcher der Pferde, auszugleichen, Das Striegeln dient der Anregung des Gräserwachstums durch die Belüftung der Grasnarbe. Gleichzeitig werden dabei auch abgestorbene Pflanzen und Ungräser entfernt. Das Walzen stellt den Bodenschluss her, sorgt für eine dichte Grasnarbe und verbessert die Wasser- und Wärmeleitung im Boden.
Ab Mitte März kann, je nach Bedarf, begonnen werden, die Wiese mit einem Stickstoffdünger zu düngen. Fehlt Stickstoff auf der Weide, ist das Wachstum gehemmt und die Pflanzen bleiben klein. Stickstofflieferanten sind zum Beispiel Gülle oder Jauche (Wirtschaftsdünger) und Mineraldünger. Das Ausbringen von Pferdemist auf Weiden ist nicht empfehlenswert, da Pferde sehr geruchsempfindlich reagieren und die Gefahr eines erhöhten Infektionsdruck steigt. Der Einsatz von Wirtschaftsdüngern sollte daher im Herbst des Vorjahres erfolgen. Zu den Mineraldüngern zählen, Kalkammonsalpeter/ KAS (sorgt für rasches Wachstum, fördert Obergräser). Untergräser werden durch langsam und gleichmäßig wirkende Dünger unterstützt, wie Kalkstickstoff. Mit der Stickstoffdüngung lässt sich auch der Fruktangehalt in den Gräsern beeinflussen. Je mehr mit Stickstoff zum Wachstum zur Verfügung steht, desto geringer ist der Fruktangehalt in den Gräsern selbst, denn die Graspflanze nutzt Fruktane als kurzfristige Energiezwischenspeicher, wenn sie keine optimalen Wachstumsbedingungen vorfindet.
In der Zeit zwischen Ende Februar und Ende Mai ist die Zeit der ersten Saat. Muss die Weide lediglich nachgesät werden, sollte dies zwischen März und April geschehen. Bedarf es einer Neuansaat, kann das zwischen Ende Februar und Ende Mai gemacht werden. Der Saatzeitpunkt ist stark abhängig von der Witterung.
Ab Mitte April können die Pferde auf die Koppel gelassen werden. Während der kompletten Weidesaison sollte der Kot regelmäßig abgesammelt werden, um Geilstellen zu verhindern und den Parasitendruck zu minimieren.
Ab Mitte Juni, bzw. nach der ersten Beweidung, kann die Nachmahd erfolgen und bei Bedarf eine Nachdüngung. Steht genügend Weidefläche zur Verfügung, sodass in Intervallen gewechselt werden kann, sollte nach jeder Nutzung die Weide gemäht und/oder gemulcht werden sowie Lücken nachgesät werden.
Zum Ende der Weidesaison kann mit Kalk gedüngt werden, wenn der Boden einen zu niedrigen pH-Wert aufweist. Kalk ist nicht nur wichtig für die Pflanzen, sondern beeinflusst auch den pH-Wert und die Struktur des Bodens.
Unkrautbekämpfung
Durch das selektive Fressverhalten der Pferde und die starke mechanische Beanspruchung der Grasnarbe sind Pferdeweide sehr anfällig für eine Verunkrautung. Typische Unkräuter auf der Pferdeweide sind der Stumpfblättrige Ampfer, Disteln, Brennnesseln, Wiesenlabkraut, scharfer und kriechender Hahnenfuß, Klappertopf, Sumpfschachtelhalm, Greis- bzw. Kreuzkräuter oder Herbstzeitlose. Die beste Prophylaxe gegen Unkraut ist eine funktionierende Grasnarbe. Die Zeit der Beweidung sollte so gewählt werden, dass die Grasnarbe Zeit hat, Restassimilationsfläche (genügend Blattmasse zur Aufrechterhaltung der Photosynthese) zu bilden und die Pflanzen Reservestoffe einlagern können. Der Einsatz von Herbiziden sollte das letzte Mittel der Wahl sein, um Unkräuter zu bekämpfen. Empfehlenswert ist dann die gezielte Einzelpflanzenbekämpfung zur Schonung der erwünschten Pflanzen.
Giftpflanzen auf der Pferdeweide
Wichtiger als die Unkrautbekämpfung ist die Bekämpfung von Giftpflanzen auf den Pferdeweiden. Einige Giftpflanzen sind hochgradig toxisch, sodass bereits kleinste Mengen starke Vergiftungssymptome verursachen oder sogar zum Tod führen können. Beispiele für Giftpflanzen, die schon in geringen Mengen letal wirken, sind Bergahorn, Buchsbaum, Goldregen, Herbstzeitlose, Fingerhutarten und vor allem die Kreuzkrautarten. Dabei ist es ganz wichtig, nicht nur die Weide an sich nach Giftpflanzen zu untersuchen, auch umliegende Bäume oder Sträuchern müssen in Betracht gezogen werden. Giftige Samen können von Bäumen oder Sträuchern, die unmittelbar neben der Pferdeweide stehen, in die Weide geweht werden.
Zu den giftigsten Pflanzen auf unseren Weiden gehört das Jakobskreuzkraut. Es ist für fast alle Tierarten (Pferd, Rind, Schaf, Ziege) giftig. Das Pferd reagiert dabei am empfindlichsten, so kann die Aufnahmen von nur einem Trieb bereits tödlich sein. Das Gift, Pyrrolizidin-Alkaloide, wird im Organismus des Pferds zu Schadstoffen verstoffwechselt und lagert sich im Körper an, das heißt wird vom Körper nicht mehr ausgeschieden. Diese Schadstoffe rufen dann schwere Leberschäden hervor. Therapiemöglichkeiten gibt es nur wenige, nicht selten kommt jede Hilfe zu spät. Jakobskreuzkraut breitet sich in lückigen Beständen und sehr extensiv bewirtschafteten Flächen aus. Die Samenbildung des Kreuzkrautes muss unbedingt verhindert werden, um eine Verbreitung zu vermeiden. Die Nachmahden sind dabei essentiell, ebenso wie die Vernichtung des Schnittgutes. Regelmäßige Pflegemaßnahmen und Kalkstickstoffdüngungen helfen ebenfalls dabei, die Verbreitung einzudämmen.
Quellen:
- Coenen, M.; Vervuert I. (2020): Pferdefütterung, Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart
- Bender, I. (2013): Praxishandbuch Pferdeweide, 4. überarbeitete Auflage, Kosmos Verlag, Stuttgart
- https://docplayer.org/20816388-Gesunde-weiden-gesunde-pferde-ein-kleiner-leitfaden-zur-hygiene-und-
duengung-auf-pferdeweiden.html
- Dr. Neitzke, A.; Dr. Berendonk, C. (2012): Jakobskreuzkraut, Eine Giftpflanze auf dem Vormarsch
- Habermehl, G., Ziemer, P. (2009): Giftpflanzen und Intoxikationen in der tierärztlichen Praxis, Verlag M.&H.
Schaper GmbH, Bischofsholer Damm 24, 30173 Hannover